Am 21.10.2020 ist unser Freund, Genosse, Arbeiterschauspielerkollege und in vielerlei Hinsicht Lehrer Edgar Walter gestorben. Wir, Nicola Nord, Alexander Karschnia, Sascha Sulimma (andcompany&Co.) mit Luise Meier und dem Team haben Eddi im Frühling diesen Jahres im Zuge der Stückentwicklung „Neue Horizonte: Eternity für Alle!“ kennengelernt. Für Edgar Walter war die Arbeit am Stück nicht nur eine Wiederbegegnung mit dem Theater und der Bühne, sondern auch eine Reflexion des eigenen Lebens, der eigenen Theater- und Arbeitsbiografie. Gerhard Winterlich hatte Edgar Walter, der ursprünglich als Beleuchter zum Arbeitertheater Schwedt kam, 1968 im Zuge der Uraufführung von „Horizonte“, in der Hauptrolle des Kybernetikers Götz Kanten auf die Bühne geholt.
Bei den Arbeiterfestspielen in Halle gewann das Arbeitertheater des PCK die Goldmedaille und für eine zweite Version ein Jahr später gleich eine zweite! In der Zwischenzeit hatte auch Benno Besson an den Proben teilgenommen und Heiner Müller damit beauftragt, eine Fassung für sein En-semble an der Volksbühne zu schreiben. In den darauffolgenden Stücken des Arbeitertheaters war Eddi von der Bühne nicht mehr wegzudenken. Besonders gern erinnern sich seine alten Mitstreiter*innen vom Arbeitertheater, Brigitte Paulick, Katia Günther und Henry Bitter ebenso wie seine Frau Regina, die auch an der Stückentwicklung teilnahmen, an seine Rolle als Prinz in den Märchenaufführungen.
Fragen nach Gemeinschaft, nach Genuss an der Arbeit, nach einem sinnvollen und schönen Leben, Fragen nach Glück beschäftigten uns in der gemeinsamen Arbeit. In den letzten Wochen und Monaten vor seinem Tod, haben wir Edgar Walter als offenen, sensiblen, unermüdlich denkenden, fragenden und beschreibenden Menschen erlebt.
Eddi hat sich mit uns trotz seines hohen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit voller Vertrauen und Optimismus in die Unsicherheit und Offenheit der Theaterarbeit verstrickt. Er war ein unersetzlicher Gesprächspartner und Stichwortgeber für die entstandenen Texte und Bilder, aber auch ein zuverlässiger ehrlicher Kritiker. Weder vor politischen, noch vor theoretischen oder ganz persönlichen Themen schreckte er zurück.

Als wir im Frühling dieses Jahres mit der Stückentwicklung für „Neue Horizonte: Eternity für Alle!“ begannen, wussten wir selbst noch nicht, was die Arbeit und die Begegnung mit den Arbeiterschauspielerinnen und Mitarbeiter*innen des ehemaligen PCKs mit sich bringen würde. Mit Edgar Walter trat sehr früh ein spannender, kritischer und enthusiastischer Arbeiterschauspieler ins Team, dessen Erfahrungen und Reflexionen des Arbeitertheaters und des PCK unsere Arbeit entscheidend geprägt haben. Seine Offenheit und Genauigkeit in der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte waren und sind für uns eine enorme Inspirationsquelle. Die Radikalität mit er seine kostbare Lebenszeit in den letzten Wochen und Monaten unserer gemeinsamen Theaterarbeit widmete, ist bewundernswert und für unsere Arbeit ein Geschenk.
Besonders war für uns auch, die liebevolle Beziehung zwischen Eddi und seiner Frau Regina miterleben zu können. Eine mehr als 50jährige Ehe, die vom offenen geteilten Umgang mit Problemen und Lebensfragen und von einer großen spürbaren Liebe getragen wurde, die groß genug war, auch die Menschen drumherum einzubeziehen, statt sich ins Private zurückzuziehen. Wenn Eddi und Regina zum Feierabend die Probebühne in Schöneweide verließen, hielten sie sich an den Händen und wenn sie in ihrem Werbelliner Grundstück am Pool lagen oder am Feuer saßen, waren die Nachbarsfamilien selbstverständlich eingeladen.

Eddi war ein Mensch, der uns von der ersten Begegnung an mit seiner Herzlichkeit, Offenheit, Klugheit und Ehrlichkeit berührt hat. Er hat uns angesteckt, mit seiner Lebens- und Spielfreude, mit seiner Wertschätzung des gemeinschaftlich geteilten Glücks, sei es in der Familie oder im Kollektiv, in der Nachbarschaft, im Arbeitertheater oder in der Zusammenarbeit mit andcompany&Co.
Wir sind dankbar für die zauberhafte Begegnung mit Edgar Walter und wir nehmen ihn jedes Mal mit auf die Bühne in unseren Erinnerungen, in unseren Texten, in unserer Freude daran zusammen auf der Bühne zu stehen und auf der Leinwand.

Nicola Nord, Alexander Karschnia, Sascha Sulimma (andcompany&Co.) mit Luise Meier und Deinen alten Mitstreiter*innen vom Arbeitertheater Katharina Günther, Brigitte Paulick und Henry Bitter, sowie Hildegard und Hartmut Bartsch, Peter Schauer, Jochen Bismark und dem gesamten Team von „Neue Horizonte: Eternity für alle!“: Jan Brauer, Matthias Engler, Jasmin İhraç, Lena Newton, Caroline Wächter, Franziska Sauer, Kasia Noga, Verena Katz, Caroline Farke, Rahel Häseler, Rainer Casper, Kathrin Krottenthaler, Fruzsina Jesse, Hanne Jannasch, sowie Eva Renvert, Matthias Pees (Künstlerhaus Mousonturm), Aenne Quiñones (HAU Hebbel am Ufer), Carena Schlewitt (Hellerau) und Waltraud Bartsch (Uckermärkische Bühnen Schwedt)