„Die vom Menschen beeinflusste Natur ist nicht nur Bühne, sondern auch Programm der hier dargebotenen Theaterperformance MarsOnEarth, die sich assoziativ mit den Folgen der Klimakatastrophe im lokalen Kontext – in Brandenburg – beschäftigt. Kapitalismuskritik und Degrowth-Kommunismus treffen auf spielerische Szenen, die sich im angesammelten Regenwasser von 10 bis 20 Zentimetern Höhe abspielen. Als inhaltlicher Bezugspunkt dient das 1908 erschienene Buch Der rote Stern des russischen Sozialisten Alexander Bogdanow, eines frühen Wegbegleiters Wladimir Iljitsch Lenins. Bogdanows utopischer Roman, der einen russischen Sozialisten auf den Mars versetzt, gilt als einer der ersten kommunistischen Science-Fiction-Romane. Der Autor entwirft das Panorama einer postrevolutionären Gesellschaft, die in ihrer sozioökonomischen Evolution der Erde um etwa zwei bis drei Jahrhunderte voraus ist (…) Die Aufführung, deren Text von Alexander Karschnia und Nicola Nord &Co. verfasst wurde, erzählt den Science-Fiction-Roman nicht einfach nach. Stattdessen werden in fragmentarischen Szenen auf einer Metaebene die Themen der sozialistischen Naturkatastrophe umkreist, gibt es Bezüge auf das Werk und seinen Autor selbst, und reflektiert werden dabei immer der Aufführungsort, das Publikum und der lokale Kontext (…) Der Schlussappell des Stückes lautet: „Schrumpft, aber schrumpft nicht falsch!“ MarsOnEarth endet, wie es begann: im Regen. – Trotz tragischer Hochwassermeldungen hier zunächst mal ein Hoffnungsschimmer, der das Rückhaltebecken vorerst vor falschem Schrumpfen bewahrt.“
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