Land aller Kinder
nach Motiven aus dem Roman "Kind aller Länder" von Irmgard Keun
Die Berliner Theatergruppe andcompany&Co. inszeniert ein „Erwachsenenstück für Kinder“ ab zehn Jahren, das gleichermaßen auch Erwachsene anspricht – inspiriert von dem Roman KIND ALLER LÄNDER (1938) der deutschen Autorin Irmgard Keun, die zu ihrer Zeit selbst vor den Nazis flüchten musste. Die Geschichte der elfjährigen Romanfigur Kully wird verquickt mit den persönlichen Erzählungen der Mitspieler*innen wie der Autorin und Performerin Luna Ali, die als Kind mit ihrer Familie aus Syrien geflohen ist oder dem Deutsch-Iraner Damon Taleghani, dessen Eltern aus dem Iran nach Deutschland kamen.
„Erkläre bitte Grenze!“, fordert beispielsweise die elfjährige Performerin Zümra – und gibt sich selbst die Antwort mit Hilfe von Kully: „Grenzen sind unsichtbar. Sie sind etwas, das sich zwischen Beamten abspielt, die im Zug sind“. „Aber wie wollt ihr beweisen, dass ihr über die Grenze gekommen seid, wenn sie doch unsichtbar ist?“ fragt Rokia (11) – und entlarvt damit die Absurdität, etwas beschreiben zu wollen, was sich kaum erklären lässt.
Durch die Verschneidung der Erzählungen, persönlichen und zeitlichen Perspektiven entsteht eine unmittelbare, humorvolle und vor allem zeitlose Beschreibung des deutschen Exils, in der drängende Fragen nach Flucht, Emigration und der Problematik der Menschenrechte kindgerecht verhandelt werden: Wer bürgt für diejenigen, für die niemand bürgen kann? Was bedeutet es, ein Kind aller Länder und damit keines Landes zu sein?
Ist das jetzt schon das „Land aller Kinder“ oder doch nur ein Zwischenstopp?